Zurück zur neuen Normalität

Wir wurden ja dahingehend eingegroovt, dass wir uns in einer neuen Normalität wiederfinden würden. Doch die ist vermutlich für jeden anders, egal, wie sehr er sich bemüht, Vor-Corona-Zustände herzustellen.

Das kleine Glück im Jetzt

Sich mit der Natur zu verbinden und Teil von etwas Großem zu sein, schätzt Sonja Schiff am „Voll50“-Sein. Der Sinn ihres Lebens ist das Lebens selbst.

VOLL50: Stellt frau mit voll50 Verbundenheit schneller her als mit voll30?

Sonja Schiff: Also ich nicht. Im Gegenteil, ich stelle immer mehr fest, dass ich als Mensch eigentlich alleine bin im Leben. Trotz Partnerschaft, trotz Freunden. Wenn es hart auf hart geht, bin ich allein. Ein Partner kann sterben, Freunde können sich ablösen. Als ich jung war, dachte ich immer, es gibt so etwas wie „Lebensfreundschaften“ oder „Lebensverbundenheit“. Heute weiß ich, Menschen begegnen einem, Menschen bleiben ein Stück lang und dann geht man wieder alleine seines Weges. Verbundenheit erlebe ich eher „mit dem großen Ganzen“, ein Teil von etwas Großem zu sein, auch wenn ich nicht weiß, was genau dieses Große ist. Verbundenheit erlebe ich eher mit der Natur.

VOLL50: Wird der Lebensraum zum Leseraum?

Sonja Schiff: Auch nicht, zumindest bei mir. Gelesen habe ich immer schon viel. Mein Lebensraum wird immer mehr die Natur. Und mein Lebensraum ist immer mehr der Augenblick. Den schätze ich Tag für Tag noch mehr. Das kleine Glück im JETZT, welches ich in jungen Jahren nicht bis kaum wahrgenommen habe. Damals war das kleine Glück flüchtig und kurz. Heute dauert dieser Augenblick länger.

VOLL50: Ist der emotionale Rückzug mit voll50 eine gute Strategie?

Sonja Schiff: Nein. Er führt in die Einsamkeit. Für mich ist er keine Strategie. Ich selbst ziehe mich emotional auch nicht zurück. Ich wage emotional eher immer mehr. Was habe ich zu verlieren?

VOLL50: Was sollte frau mit vollen Händen ausgeben?

Sonja Schiff: Ausgeben, hingeben. Sich. Dem Leben. Weil dieses Leben jede Sekunde vorbei sein kann. Weil wir nur das eine haben. Weil es das einzige ist, worum es geht. Für mich ist der Sinn des Lebens das Leben. Dem gebe ich mich hin mit großer Leidenschaft und Intensität.

VOLL50: Auf die Pausetaste drücken – wann ist das mit voll50 empfehlenswert?

Sonja Schiff: Ich erlaube mir die Pausetaste zu drücken, wann immer ich innehalten will. Je älter ich werde, desto öfters tu ich es. Wegen des Augenblicks, den ich einfangen will. Weil ich gelernt habe, mehr auf mich selbst zu hören und mir selbst mehr Zeit zu gönnen.

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Eine Dosis Moral

Mein Selbstbild entspricht nur bedingt dem einer moralinsauren Natur. Und über weite Strecken meines Lebens hätte ich bestimmt gesagt, dass ich auch mit Prinzipien so meine Probleme habe. Doch bei einem aktuellen Thema komme ich dem Moralisieren schon sehr nahe.

Heimat in der Fülle

Eine Ära ist zu Ende gegangen, nämlich jene, während der ich mich schlecht gefühlt habe, weil ich den Begriff „Heimat“ in mir nicht verorten konnte. Und das kam so.

Erfahrungen bis voll49 feiern

Ein verkümmertes Herz tut sich schwer beim herzlichen Denken, sagt Bettina Bubla. Doch es kann gestärkt werden – vorausgesetzt, man hat die Bereitschaft zu Aufmerksamkeit, Nahrung und Förderung.

VOLL50: Welche Voraussetzung braucht Freiheit mit voll50?

Bettina Bubla: Voraussetzung für Freiheit meint für mich, dass man eingegangene Verpflichtungen (Kinder, Eltern, Partner etc.) den (neuen) geplanten Schritten und Entscheidungen anpasst. Dazu sind Up-Dates der Lebensverpflichtungen vorzunehmen, eventuell Gegebenheiten neu auszuhandeln, soweit diese Verpflichtungen und Vereinbarungen noch von Nöten sind. Auf dieser Basis lässt sich eine Freiheit für Voll50 tragfähig bauen. Das sich nähernde letzte Drittel dieses Erdendaseins bietet in unserer Kultur umfassende Möglichkeiten. Offen steht, das Leben in vollen Zügen auszukosten (zu genießen, zu reisen, eine neue Partnerwahl), sich neuen Interessen zu zuwenden (Hobbys, Ausbildungen, Kultur, Träume zu verwirklichen) oder sich vermehrt sozialen Aktivitäten zu widmen wie Kontakten mit Freunden oder einem Sozialleben in Vereinen. Autobiografische Reflexionen ermöglichen das Abstreifen von Altlasten und Zwängen, die einen gereiften ausgewogenen Lebensabschnitt unterstützen. Erfolge und Erfahrungen bis Voll49 wollen gefeiert und in Voll50 integriert werden.

VOLL50: Wie denkt man mit dem Herzen?

Bettina Bubla: Ein verkümmertes Herz plagt sich beim ‚herzlichen Denken‘. Es verlangt Erweckung, Aufmerksamkeit, Nahrung und Förderung. Gestärkt kann es das Leben mit dem ‚Auge des Herzens‘ betrachten und gemeinsam mit einem offenen, geschulten Geist sinnvoll planen und Handlungen setzen. Mit dem Auge des Herzens erweitert man das spirituelle Wahrnehmen. Unsichtbares wird sichtbar, Verwirrendes wird sortiert. Es zeigen sich verständliche Symbole und Bilder, es steigen Gefühle und Gerüche auf. Töne, Wörter und Sätze fügen sich zu den Erklärungen und Aufklärungen der Herzensbotschaften, begleitet von dem Gefühl eines unglaublichen ‚JA-so ist es‘, ‚JA-so einfach und klar‘.

VOLL50: Welche Einstellungen hat man mit voll50 zum Schicksal?

Bettina Bubla: Nach 50 Jahren Erdendasein gehört man zu den Siegerinnen, wenn man erkannt hat, dass man am eigenen Schicksal einen beträchtlichen Anteil hat. Das eigene Denken und Handeln sind wesentliche Bauteile des Lebens (im persönlichem Mikro- und im Makrokosmos). Das zu erkennen, führt von der Ohnmacht zur Macht. Veränderungen brauchen Mut, Planung und Handlung.

VOLL50: Wo findet man Wunder?

Bettina Bubla: Offene Augen, wacher Geist, warmes Herz, das Nichtsichtbare für möglich halten und Interesse als Lebenselixier. Mit diesem Rezept nährt man die Seele und erkennt Wunder mehrmals täglich. Diszipliniert regelmäßig, das Lexikon der wundersamen Begegnungen zu öffnen, eine Einladung auszusprechen, forciert diese Zusammenkünfte.

VOLL50: Ist Mut mit VOLL50 die Voraussetzung für Seelenruhe?

Bettina Bubla: Wenn Mut das ist, wovor man Angst hat und sich trotzdem traut, dann kann sehr wohl durch Bewältigung der Angst, Selbstsicherheit und Ruhe in der Seele einkehren. Seelenruhe kann jedoch auf verschiedenen Wegen erlangt werden. Nicht immer sind mutigen Handlungen dazu erforderlich. Gestaltete ‚Räume der Ruhe‘ lassen den Seelenplan ins Bewusstsein steigen. Es gilt, ihn zu entdecken, anzunehmen und zu entscheiden, ob man diesem folgen möchte. Ein inneres, längeres und wiederkehrendes JA-Gefühl tut sich dabei gerne auf. Mut wäre hier, dafür zu sorgen, dass man sich diese persönlichen Aus- und Ruhezeiten, für die Reise zu sich selbst, auch gegen innere und äußere Widerstände, erschafft.

Umdenken braucht Zeit

Ich entschuldige mich gleich am Anfang, dass ich meine Schreibpause letzte Woche vergessen habe, anzukündigen. Dass mein „Urlaub“ anders als geplant verlaufen ist, könnte man insofern in die Kategorie „Kleine Sünden straft der liebe Gott sofort“ schieben.

Initiative und Intuition bedingen sich gegenseitig

Zu wissen, wann Disziplin und Diplomatie Pause machen können, bestimmt den eigenen „Voll50“-Takt, sagt Elisabeth Biechl. Weil sie nichts mehr muss, sondern kann.

VOLL50: Wie viele Wiedergeburten hat man mit voll50 gefühlt hinter sich?
Elisabeth Biechl: Immer, wenn ein neuer Lebensabschnitt beginnt, ist das so eine Art Wiedergeburt – das Leben geht mit geänderten Vorzeichen weiter – auf zu neuen Ufern und die Erfahrungen der vergangenen Jahre hat man immer mit dabei und kann und soll diese positiv nutzen – das Leben haben, das uns geschenkt wurde und es in Fülle haben – für mich ist auch der christliche Glaube eine große Stütze und ist auch Leit- und Handlungslinie in meinem Leben.

VOLL50: Was haben Initiative und Intuition gemeinsam?
Elisabeth Biechl: Aus der Intuition – ich definiere das für mich mit dem Bauchgefühl – entstehen viele Initiativen, wenn man darauf hört. Ich würde fast sagen, dass sich das sehr oft gegenseitig bedingt. Diese beiden haben also für mich sehr viel gemeinsam.

VOLL50: Wann darf man mit voll50 undiplomatisch sein?
Elisabeth Biechl: Immer dann, wenn frau danach ist und wenn sie das Gefühl hat, ihre Stimme erheben zu müssen – in allen Lebensbereichen. Undiplomatisch sein wird ja auch oft damit gleichgesetzt, einfach zu sagen, was Sache ist und man eben keine schönen Umschreibungen verwendet. Handlungsmaxime hier ist für mich jedoch immer auch, auf der sachlichen Ebene zu bleiben und die Menschenwürde immer zu achten.

VOLL50: Wie sieht deine persönliche Eremitage aus?
Elisabeth Biechl: Ein kleines, einfaches Häuschen, unbedingt am Meer in südlichen Gefilden (mit Temperaturen, die einer Mitteleuropäerin noch zuträglich sind). Sollte ein Kraftplatz sein. Viele Bücher, einfaches Leben, nur auf das Notwendigste beschränkt. Der Fokus liegt auf dem „Sein“ und nicht auf dem „Haben“ (gemäß Erich Fromm). Die Lebensfülle ist für mich eine innere, seelische Fülle, aus dieser speist sich auch die Lebensfreude, die Zufriedenheit, die Zuversicht, der Mut, die Liebe. Menschen können mich in meiner Eremitage besuchen, um Gespräche über das Leben zu führen.

VOLL50: Darf die Disziplin mit voll50 auch einmal Pause machen?
Elisabeth Biechl: Ja und zwar immer dann, wenn frau es will – mit voll50 muss ich keinen Konventionen mehr entsprechen. Ich lebe aus meiner Mitte heraus und weiß, was mir gut tut – das kann eben manchmal Disziplin sein und manchmal eben die Pause von der Disziplin – auch hier wieder egal, welchen Lebensbereich es betrifft – mit dem Alter ist bei mir auch eine gewisse Gelassenheit eingekehrt und auch eine Leichtigkeit des Seins. Ich „muss“ nicht mehr, ich „kann“, ich selbst bestimme den Takt meines Lebens und eben unter anderem auch, wann ich diszipliniert sein will beziehungsweise handeln will. Es gibt ja zum Beispiel oft nichts Schöneres als ein gutes, kalorienreiches Essen im Kreis der Familie und Freunde – da ist ein Kilo mehr oder weniger auf der Waage nicht das entscheidende.

Foto © Bernhard Müller

Die Macht der Dampflok

Wenn ich im vergangenen Jahr etwas gelernt habe, dann das: Man kann allerhand machen, von dem man nie geglaubt hätte, dass es klappt. In eine eigene Macht zu kommen, ist etwas Wunderbares.

„Genussvoll, liebevoll, hoffnungsvoll“

Begrenzungen, die durch Kompromisse gesetzt werden, sind völlig sinnlos – eine der vielen Erkenntnisse von „Voll50“-Frau Petra Weiss.

VOLL50: Welche Rolle spielt das Versagen bei der Kreativität?

Petra Weiss: Trial and error, nur so geht’s voran, nur so entwickelt man sich und nur wer nichts tut, macht keine Fehler. Ich bin ein sehr kreativer Mensch, probiere also viel aus und da gelingt natürlich nicht alles gleich auf Anhieb. Ich habe zum Beispiel mal einen Schnupperkurs im Alphornblasen besucht. Das war für mich als Flachlandtirolerin alles andere als einfach, aber je weiter der Abend voranschritt, desto besser wurde ich und ich war nachher richtig stolz auf mich. Gleich von Versagen zu sprechen, nur weil etwas nicht klappt, käme mir nicht in den Sinn. Ich würde in dem Fall für mich resümieren: Okay, ich hab’s versucht, ist aber nichts für mich, probiere ich halt was anderes…

VOLL50: Auf welche Art von Fülle will man mit voll50 auf keinen Fall mehr verzichten?

Petra Weiss: „… auf keinen Fall mehr“ impliziert ja, dass man vorher verzichtet hat. Diese Frage stellt sich mir so nicht. Ich hatte, habe und werde haben (davon bin ich fest überzeugt) eine Fülle von schönen Momenten, die ich erleben, eine Fülle von Möglichkeiten, die ich nutzen, eine Fülle von Ideen, die ich umsetzen und einen reichen Erfahrungsschatz, auf den ich zurückgreifen kann. Zu meinem aktiven Wortschatz gehören: geschmackvoll, genussvoll, liebevoll, hoffnungsvoll, humorvoll, schwungvoll, phantasievoll.

VOLL50: Welche Begrenzungen sind komplett sinnlos?

Petra Weiss: Gesellschaftliche Grenzen („das macht man nicht“, „das gehört sich nicht“) verlieren, je älter man wird, ihre Starrheit, allerdings eher im privaten Rahmen (im beruflichen Kontext kann das eher unseriös wirken). Ich bin gern albern, kann wie ein Kind staunen und pruste auch mal lauthals los – das hält jung und trainiert die Lachmuskeln. Körperliche und geistige Grenzen, die wir uns selbst setzen, indem wir unser Alter als Ausrede benutzen, um bestimmte Dinge nicht mehr zu tun oder tun zu müssen, wirken negativ, destruktiv, hemmend. Auch wenn es nicht ausbleibt, dass wir an unsere Grenzen stoßen, können wir versuchen, diese zu verschieben. Ich versuche das, denn ich möchte bis ins hohe Alter körperlich und geistig fit bleiben – lerne jetzt Italienisch. Völlig sinnlos aber sind Begrenzungen, die durch Kompromisse gesetzt werden, denn beiderseitige Verzicht macht am Ende niemanden wirklich glücklich. Noch so eine Erkenntnis…

VOLL50: Ist Glück mit voll50 leise oder laut?

Petra Weiss: Glück kommt ja in unterschiedlichem Gewand daher und hunderte kluger Köpfe haben versucht, es zu definieren. Für mich ist Glück, dass ich und alle um mich herum gesund sind, dass ich eine liebevolle Familie, gute Freunde und einen Job habe, der mir Spaß macht. Glücklich bin ich aber auch über einen gelungenen  Kuchen nach neuem Rezept, eine überstandene Krankheit, einen Zug, den ich gerade noch erwischt habe, oder eine gelungene Geburtstagsüberraschung. Mal sind es ganz kleine, mal größere, in der Mehrzahl aber ideelle Dinge, die ein Glücksgefühl in mir erzeugen. Jeder Mensch empfindet Glück auf seine eigene Art, ich eher leise – ich lächle und genieße.

VOLL50: Welche Art von Spannung sollte man loslassen?

Petra Weiss: Spannung im Sinne von auf etwas gespannt sein, Vorfreude oder Körperspannung sind auf jeden Fall immer gut und wertvoll für mein körperliches und geistiges Wohlbefinden. Was ich nicht brauche, sind Verspannungen, aber da können zum Beispiel gute gymnastische Übungen helfen… Die Frage zielt aber sicher auf Spannungen im Zwischenmenschlichen ab, in der Partnerschaft, in der Familie, zwischen Arbeitskollegen. Hier merke ich, dass ich mit zunehmendem Alter nachsichtiger (und auch weiser) werde und nicht mehr jedes Wort auf die Goldwaage lege. Warum soll ich mich aufreiben und meinen Standpunkt wieder und wieder verteidigen? Das kostet Kraft und bringt gar nichts. Eine meiner wichtigsten Erkenntnisse der letzten zehn Jahre lautet: Weg mit Energiedieben jeglicher Art! So sind auch schon Leute aus meinem Adressbüchlein verschwunden, die ich seitdem nicht eine Sekunde vermisst habe.

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