Liebe versprühen

Es ist ganz interessant, wie Menschen mit dem Thema Liebe umgehen, es entweder zelebrieren oder lieber im Geheimen genießen. Ich persönlich bin ja für Offenheit.

Die etwas mangelhafte Tonqualität sowie die protestierenden Maltesermischlingsmädchen im Hintergrund bitte ich zu entschuldigen.

Die schriftliche Version dieses Beitrags finden Sie ab Freitag Abend auf http://freie-journalistin.at/texten/blog

„Schleifstein für die Schärfe meiner Argumente“

Der Vergleich macht unsicher, deshalb sollte frau davon die Finger lassen, sagt Aline Halhuber-Ahlmann. Was sie schon früh gelernt hat: Bedürfnisse sind berechtigt.

VOLL50: Wie spürt frau, dass sie die Kontrolle abgeben und vertrauen darf?
Aline Halhuber-Ahlmann: Oh jeee Kontrolle abgeben, das ist eine knallharte Prüfung für mich. Aber das ist nicht unbedingt altersabhängig – je geborgener ich mich fühle und je ausgeglichen ich bin, um so leichter fällt es mir. Mit zunehmendem Alter nimmt diese Gelassenheit zu, weil ich die Erfahrung habe, dass selten etwas richtig schlimm ist, was ich kontrollieren kann. Krankheit, Abschiede, Tod – das ist wirklich lebensverändernd und entzieht sich total unserer Kontrolle.

In einer schwierigen Zeit in meinem Leben habe ich angefangen mich bei allem, was mich aufregte oder gar in Verzweiflung stürzte, zu fragen: „Ist das jetzt wirklich wichtig im Hinblick auf den Fortbestand des Universums“ – mit der Erweiterung „meines Universums“. Da bleibt wenig übrig und macht große Dramen auch „klein, übersichtlich und bewältigbar“.

Ich spüre es deutlich, wem ich vertrauen kann, und Erfahrung hilft natürlich auch. Allerdings nehme ich es auch nicht mehr so tragisch, wenn ich falsch lag – ist das die oft bemühte Altersmilde?

Vertrauen ist ein schönes Gefühl, es gibt mir Geborgenheit und Sicherheit bei Freund*innen und in der Familie. Ich habe fünf Geschwister, die viel älter sind als ich (zwischen 72-83 Jahren), sie sind mir kraftvolle Vorbilder für das Älterwerden, auch wenn sie sich selten altersadäquat verhalten…aber was ist schon altersadäquat?

VOLL50: Äußern wir mit voll50 unsere Bedürfnisse und Meinungen anders als mit 30, 40?
Aline Halhuber-Ahlmann: Ja, nicht immer, aber immer öfter. Wobei ich unterscheiden muss: eigene Bedürfnisse wahrnehmen ist die wichtigste Voraussetzung dafür, sie überhaupt formulieren zu können. Unsere Mutter (Jahrgang 1915!) hat uns immer gesagt „Brave Kinder sagen nichts, brave Kinder kriegen nichts“ – nicht, dass sie sich selbst daran gehalten hätte. Mir wurde aber damit auf den Weg gegeben, dass meine Bedürfnisse berechtigt sind und ich trotzdem nicht erwarten soll, dass andere meine Bedürfnisse und Wünsche telepathisch erahnen können. Wenn alle sagen, was sie wollen, dann ermöglicht das auch ein freundliches Nein – ohne dass die Beziehungswelt davon gleich untergeht.

Als „zertifizierte Nervensäge“ tue ich seid Schulzeiten meine Meinung sehr laut und deutlich kund – meist auch recht fundiert. Als Politologin und Feministin ist es mir ein Genuss zu diskutieren, weil ich überzeugt bin, dass der Feminismus die Welt für Männer* und Frauen* verbessert. Im Unterschied zu früher sehe ich die oft unfreundlichen verbalen Gegenargumente und Angriffe als Schleifstein für die Schärfe meiner Argumente.

VOLL50: Spürt frau auch ohne äußere Bestätigung ihr Charisma? falls ja, wie?
Aline Halhuber-Ahlmann: Charisma (Ausstrahlungskraft eines Menschen) ist nur in der Interaktion feststellbar – wie soll ich im stillen Kämmerlein meine Ausstrahlungskraft wahrnehmen? Ich denke, es geht um Selbstbewusstsein, Selbstwirksamkeit, Selbstbestimmung, Selbst…..das kann frau in sich spüren und mit voll50 ist es die „Ruhe in sich selbst“, die vielleicht leichter wahrnehmbar ist. Viele Frauen erzählen mir, wie sehr sie es genießen, sich selbst als Bezugsgröße zu nehmen, denn der Vergleich macht unsicher. Deshalb ist es gesund für Frauen, das nicht zu tun.

VOLL50: Was bedeutet mit voll50 Macht?
Aline Halhuber-Ahlmann: Sich als mächtig und einflussreich wahrzunehmen, ist ein sehr gutes Gefühl – die Frage ist worauf es sich bezieht. Die Macht meiner jugendlichen Attraktivität einzusetzen, um mehr Einfluss auf meine Lebensumstände zu bekommen, lässt natürlich nach, aber wie „mächtig“ hat mich diese Möglichkeit denn tatsächlich in der Vergangenheit gemacht – und vielleicht brauche ich das auch nicht mehr? Die Macht definiert Max Weber …“den eigenen Willen auch gegen Wiederstreben durchzusetzen“. Oft wollen sich Frauen mit der Macht nicht die „Finger schmutzig“ machen, weil das gesellschaftliche Bild von „mächtigen Frauen“ nicht attraktiv ist.

VOLL50: Freiheit FÜR oder Freiheit VON?
Aline Halhuber-Ahlmann: Freiheit von….

vom Schönheitsideal, vom Versorgungsauftrag für Mann und Kind (sind beide schon aus dem Haus😉) Baucheinziehen, vom Kopfzerbrechen darüber, was andere über mich denken, von hohen Schuhen, von der Frage, ob ich den Job wechseln soll, von Selbstoptimierung, vom Karriere machen müssen, von BHs mit Bügel und Spitze, …

Freiheit für…singen, netzwerken, Tanzen mit Kopfhörern an der Ampel, weil mir danach ist, einen ganzen Tag wegen Erschöpfung herumliegen, Begegnungen die Zeit brauchen, …

„Ich muss schreiben, sonst bin ich nicht lebensfähig“

Talent hilft bei der Prioritätensetzung, aber auch ein Elfenbeinturm, wenn das Leben wieder einmal zu stürmisch wird, sagt Andrea Heitz.

VOLL50: Wann kann der Austausch mit einem Gegenüber in Stress ausarten?
Andrea Heitz: Das ist eine spannende Frage. Mit voll50 habe ich mittlerweile gelernt, solchem Stress aus dem Weg zu gehen! Zumindest in meinem Freundeskreis finden sich nur mehr die Personen, die mir wirklich guttun. Die anderen, die hauptsächlich nur über sich reden und mich kaum zu Wort kommen lassen, habe ich in der Zwischenzeit „abgeschüttelt“.

Bei der Verwandtschaft & im Beruf ist das nicht so einfach, doch ich versuche, dann nicht in Stress zu geraten! Ich versuche mich in Meditation und das hilft enorm!!

VOLL50: Welche Rolle spielt mit voll50 das Talent zur Prioritätensetzung?
Andrea Heitz: Mein Talent ist das Schreiben, auch wenn ich mit beinahe 45 einen Schlaganfall erlitten habe & mit einem totalen Sprachverlust aufgewacht bin. Mit logopädischer Hilfe habe ich wieder sprechen & schreiben gelernt, das Lesen habe ich mir direkt nach dem Schlaganfall selbst beigebracht. Er dauerte lange, meinen aktiven Sprachschatz zu erneuern. Ich traute mich nicht, fremden Personen anzusprechen, weil ich dann vielleicht herumstottern würde…….Ich hatte ja kein Schild auf der Stirn: Ich hatte einen Schlaganfall!!

Für mich war das ein Drama – wenn ich motorisch etwas gehabt hätte, doch es wurde mir die Sprache geraubt. Ich schrieb damals Gedichte, Kurzgeschichten, hatte schon zwei Bände herausgebracht & zwei Romane lagen in den Schubladen. Ich verstand erst vor einem Jahr, warum ich dermaßen leiden musste. Das Leben stellte mich auf eine äußert harte Probe, doch ich bin Schriftstellerin aus Berufung. Egal, was mit meinen Büchern passiert, ich muss schreiben, sonst bin ich nicht lebensfähig. Also insofern hilft das Talent bei der Prioritätensetzung enorm.

VOLL50: Wo tanzt du am liebsten?
Andrea Heitz: Unter freiem Himmel am liebsten, doch hauptsächlich müssen unsere Wohnzimmer herhalten! Warum der Plural bei Wohnzimmer?? Wir haben ein Ferienhaus, wo wir hauptsächlich am Wochenende & im Urlaub sind. Dort tanze ich am zweitliebsten!

VOLL50: Wie können Frauen mit voll50 mehr glänzen?
Andrea Heitz: Ich hoffe, dass ich auch unter 50 voll geglänzt habe. Wenn ich meinen Ehemann glaube (wir sind nun diese Woche 20 Jahre verheiratet), glänze ich schon beim Aufwachen! Außer ich habe schlecht geschlafen, dann habe ich Staub angesetzt…Das bringt der Wechsel mit sich. Mit vollen 50 Jahren noch mehr glänzen? Diesen Frauen kann man nichts mehr vormachen, stellt Euch bitte hinten an!

VOLL50: Wann dürfen wir uns auch einmal in den Elfenbeinturm zurückziehen?
Andrea Heitz: Wann sollen sich Frauen mit voll50 in den Elfenbeinturm zurückziehen? Das dürfen gefällt mir nicht in der Frage. Regelmäßig, um die Batterien wieder aufzuladen. Ich ziehe mich zurück & mache Yoga, schreibe regelmäßig Tagebuch, meditiere, laufe regelmäßig durch den Wald. Das habe ich mit den Jahren gelernt.

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